Das Ende des 3. Satzes meiner 2. Sinfonie

Die Straßenbahn um 1920

…was man nicht weiß!

Wie Sie aus meinem Werkverzeichnis ersehen können, habe ich Kompositionen für verschiedene musikalische Formationen geschrieben, was auch bei einem von ewigem Selbstzweifel geplagten Notenschreiber nicht unbedingt ungewöhnlich ist. Aufgrund meiner langjährigen Dirigiertätigkeit mit dem städtischen quasi professionellen Blasorchester von Nizza, das den endlosen Namen „Orchestre d’Harmonie de la Ville de Nice“ trägt, entstanden auch Kompositionen für sinfonisches Blasorchester, wie auch sehr viele Arrangements für diese wie auch für kleinere Bläserformationen, die ich für die wöchentlichen Auftritte in Nizza und zur Bereicherung des Repertoires wie auch zur Motivation der Solisten des Orchesters benötigte.

Die alten Damen im Publikum waren von diesen Konzerten immer sehr begeistert und sie gehörten bis zu ihrem fast vorletzten Atemzug zur Klientel bzw. zum Fanclub des Orchesters, ohne den Chef auszuschließen. Es waren meistens nicht sehr bemittelte Menschen, die umso dankbarer für das Geschenk waren, das ihnen die Stadt Nizza jeden Sonntag gratis offerierte. Damit sie immer ihren Lieblingsplatz kampffrei einnehmen konnten, waren sie schon bis zu einer Stunde vor Konzertbeginn da. Hingegen interessierte sich die obere, pekuniäre Schicht der Stadt praktisch nicht für Blasmusik, das war nie ein Thema für sie. Nein, diese vom Glück Heimgesuchten gingen schon immer in die Oper, wo man alles auf Niveau im Original bringt, sich unter Gleichgesinnten befindet und wo der erfolgsverwöhnte Opernintendant als sensationelle Wiederentdeckung neben der Tosca, der Traviata und der Turandot, die Carmen schon wieder zum X-ten Male neu inszenieren lässt, obwohl es schätzungsweise über 10.000 Opern gibt, die noch nie gespielt wurden.

 

Bezüglich Geld und Musik möchte ich noch eine kleine Geschichte erzählen. Vor einigen Jahren wollten die Städte Nizza und Cannes ihre beiden Sinfonieorchester aus finanziellen Gründen zu einem großen Orchester fusionieren. Um diesen Anlass würdig und pompös zu feiern, engagierte die Stadt Nizza kurzfristig einen international bekannten Pianisten, um die fünfzehn-minütige Rhapsody in Blue von G. Gershwin für eine Gage von 50.000 Euro mit dem Orchestre Philharmonique de Nice zu spielen. Das Problem war nur, dass die Stadt Nizza für die Bezahlung des Starpianisten kein Geld mehr in der Kasse hatte. Daher kam man auf die originelle Idee, meinem Blasorchester, das von der Stadt auch finanziert wird, diesen Betrag von dem schon ohnehin sehr beschränkten Jahresbudget wegzunehmen, was dann von der städtischen Kulturabteilung sofort gemacht wurde. Somit blieb mir als Direktor des Orchesters nichts anderes übrig, als kurzfristig acht Konzerte und sechzehn Proben meines sechzig-Mann-Orchesters zu streichen, nur um einen lächerlichen Mini-Auftritt eines berühmten Pianisten zu finanzieren. Für diesen Anlass hätte man ganz ruhig auch einen anderen ausgezeichneten, aber halt eben nicht so berühmten Pianisten aus der Gegend für nur 2.000 Euro engagieren können und dann hätte mein Publikum nicht auf ihre acht Sonntagskonzerte verzichten müssen und die Konzertbesucher des Sinfonieorchesters wären trotzdem auf ihre Kosten gekommen.

Dieses Handeln der Stadtverwaltung war schlicht und einfach unprofessionell und größenwahnsinnig und hat absolut nichts mehr mit Musik, Kultur, Beethoven und Menschlichkeit zu tun!

Die Ironie des Schicksals war nur, dass diese geplante Fusion wegen internen Querelen und Machtstreitigkeiten dann doch nicht stattgefunden hat und den beiden Städten keine andere Möglichkeit blieb, als ihre Orchester weiterhin im vollen Umfang zu finanzieren.

Das nur über das leidige Thema der Unverhältnismäßigkeit.

Nun, sollten Sie sich zufälligerweise aus irgendwelchen Gründen doch noch für diese oder jene Komposition aus meinem vorliegenden Werkverzeichnis interessieren, oder Sie wünschen sich sogar für einen bestimmten Anlass eine neue Komposition, dann schreiben Sie mir einfach eine Mail und ich bin für Sie da!

Ihr Urs Brodmann

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